Reconquista: Christliche Rückeroberung

Reconquista: Christliche Rückeroberung
Reconquista: Christliche Rückeroberung
 
Schon wenige Jahre nach der Eroberung des westgotischen Spaniens (711) durch die Araber begann die christliche Rückeroberung (Reconquista) mit dem Sieg des Westgoten Pelagius, dem Anführer der Bergbewohner im nordspanischen Asturien, über die Araber (722 Schlacht bei Covadonga). Abgeschlossen wurde die Reconquista allerdings erst 770 Jahre später, als 1492 als letzter Teil der iberischen Halbinsel auch Granada den Arabern entrissen werden konnte.
 
Bereits um 750 konnte Galicien, in der Mitte des 9. Jahrhunderts León erobert werden; Anfang des 10. Jahrhunderts wurde die Hauptstadt Asturiens von Oviedo nach León verlegt. Im 10. Jahrhundert kam es aber zu einer Zersplitterung der christlichen Reiche, als sich Kastilien von Asturien-León abspaltete, außerdem hatte sich der Pyrenäenstaat Navarra gebildet. Das 11. Jahrhundert wurde durch die Vorherrschaft Kastiliens im christlichen Spanien geprägt. Die Könige Ferdinand I. (1035-65) und Alfons VI. (1072-1109) erreichten den Anschluss Leóns und Navarras an Kastilien und vermochten den Mauren den Norden Portugals und endlich die alte Hauptstadt Toledo (1085) abzunehmen. In dieser Zeit lebte und kämpfte auch El Cid (Rodrigo Diaz), der Held der christlichen Reconquista. Wegen der Gegensätze zum König von Kastilien stand er zuweilen auch auf arabischer Seite. Meist führte er seine Kriege auf eigene Faust, wobei das von ihm eroberte Valencia jedoch nicht auf Dauer gehalten werden konnte.
 
Einen Höhepunkt der kastilischen Macht bildete die Regierung Alfons' VII. (1126-57), der sich 1135 sogar zum Kaiser krönen ließ, nachdem bereits seine Vorgänger in Anknüpfung an westgotische Traditionen den Kaisertitel geführt hatten. Sein Machtbereich erstreckte sich vom Atlantik bis zur Rhône. Trotz zahlreicher Feldzüge gegen die Mauren vermochte er aber keine territorialen Gewinne zu erzielen. Das 12. Jahrhundert brachte dann den Aufstieg Aragóns, einer neuen christlichen Macht in Spanien. Hierbei bildete die Eroberung Saragossas (1118) eine wichtige Etappe; 1143 entstand Portugal als unabhängiges Reich im Westen der Halbinsel. Für den weiteren Fortgang der Reconquista wurde der Sieg der Christen bei Navas de Tolosa (bei Jaén) im Jahre 1212 bedeutsam. 1236 konnte Córdoba, die Hauptstadt des Kalifats, den Mauren entrissen werden. Wenig später folgten Murcia und Sevilla (1248), und selbst der maurische König von Granada musste die kastilische Oberhoheit anerkennen.
 
Zur gleichen Zeit konnten auch die Aragonesen unter König Jakob I. mit der Eroberung der Balearen (1229-35) und Valencias (1238) wichtige Erfolge erzielen. Dass die Reconquista nach diesen Ergebnissen nicht beendet werden konnte, war eine Folge der heftigen Gegensätze zwischen Kastilien und Aragón. Erst unter Sancho IV. (1284-95) und Alfons XI. (1312-50) von Kastilien wurde die Rückeroberungspolitik wieder aufgegriffen und dann durch die Katholischen Könige Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón, die 1479 mit ihrer Heirat die Einheit des Königreiches Spanien begründeten, im Jahre 1492 mit der Eroberung Granadas abgeschlossen.

Universal-Lexikon. 2012.

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